Was können die Kleingärtner für den Erhalt ihrer Gärten tun?
Zweites Treffen mit Joachim Neu von der Bürgerinitiative Stuttgarter Platz
Am 17. Juni 2017 um 17:30 Uhr fand ein Treffen zwischen den Gruppenleitern der Kleingärtner am Westkreuz und der Bürgerinitiative Stuttgarter Platz statt, um über die mögliche Umgestaltung der Kleingartenanlage zu sprechen. Fünf von sieben eingeladenen Gruppenleitern folgten der Einladung. Einige interessierte Pächter schlossen sich dem Treffen auf Einladung sowie spontan an.
Der Informationsstand und der Umgang der Teilnehmer mit der Situation konnte unterschiedlicher nicht sein. Während zwei Gruppenleiter/innen zum ersten Mal mit der Thematik Westkreuzpark und Wohnungsbau konfrontiert waren und sich dementsprechend überrascht zeigten, hatte ein gut informierter Pächter bereits Gespräche mit der Deutschen Bahn, mit dem Bezirksamt, mit unserem Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne), mit dem Investor Christian Gérôme und mit unserem Vorstand Klaus Klemm geführt. Bedauerlicherweise konnten wichtige und interessante Informationen wegen vieler Unterbrechungen nicht bis zum Schluss ausgeführt werden. Es schien, als ob die Teilnehmer, die sich bisher nicht mit dem Thema auseinandergesetzt hatten, gänzlich überfordert waren. Mit ihren Einwürfen und Fragen gaben sie – meiner Meinung nach – preis, dass sie die Thematik nicht erfassen, politisch nicht durchdringen, einordnen und deuten können. Ein Gruppenleiter sah momentan überhaupt keinen Handlungsbedarf, da für ihn keine belastbaren Fakten vorhanden seien, die unsere Kleingärten gefährden könnten. Seiner Aussage nach werde schon seit Jahrzehnten über eine Durchwegung zum Westkreuz gesprochen, die bisher jedoch nie umgesetzt wurde. Dass der Baubeginn 2018 für die Durchwegung zum Westkreuzt vom Bezirk abgesegnet ist, sich bereits in Vorbereitung befindet und die Sache mit Parzellenverlust verbunden ist, sah er auch noch nicht kommen. Auch die Pläne zum Park seien seiner Aussage nach lediglich Studien, die absolut keine Relevanz hätten. Diesen persönlichen Standpunkt konnten die übrigen Teilnehmer nicht teilen. Hoffentlich trug das Treffen dazu bei, die momentane Lage etwas differenzierter zu betrachten und sich aktiv damit auseinanderzusetzen.
Die Hauptsorge der Kleingärtner ist verständlicherweise der Verlust ihres Gartens sowie den damit verbundenen finanziellen Investitionen. Auch die viele Arbeit, die mit der Gestaltung einer Parzelle verbunden ist, wäre unwiderruflich vernichtet. Daraus resultieren natürlich Angst, Wut oder Resignation. Das ist alles bekannt und nachvollziehbar, bringt uns an dieser Stelle aber nicht einen einzigen Schritt voran. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um uns einzumischen und mitzugestalten.
Jetzt sollten die Eisenbahner-Landwirte aktiv werden
Seitdem bekannt ist, dass die Deutsche Bahn Teile des Kleingartengeländes verkaufen möchte, sollte den Pächtern klar sein, dass ihre Gärten in Gefahr sind. Nachdem nun auch ein fertiges Konzept zur Umwandlung in eine Parkanlage besteht, sollten sich die Kleingärtner vernetzen und in die Öffentlichkeit treten. Mit der Forderung, ausschließlich die bestehenden Kleingärten zu sichern, werden sich die Gärtner kaum öffentliche Unterstützung sichern können. Diese ist in unserer Demokratie allerdings zwingend erforderlich. Um ausschließlich die Parzellen auf lange Zeit zu sichern, müssten die Kleingärtner das Gelände von der Deutschen Bahn käuflich erwerben. Eine konstruktive Mitgestaltung am Westkreuzpark durch Kleingärtner und Bürger in der Nachbarschaft scheint der sinnvollste Weg zu sein, Gärten zu sichern. Dazu könnte den Anwohnern z.B. die Möglichkeit zum Urban Gardening (Urbaner Gertenbau) geboten werden, die mit reichlich vorhandener kleingärtnerischer Expertise unterstützt werden könnte. Schulgärten für die umliegenden Schulen wären ebenfalls denkbar. Hiermit könnte der Erhalt der Kleingartenanlage mit öffentlicher Unterstützung Berechtigung finden. Ein Rundweg mit QR-Code-Tafeln an markanten Punkten könnten Inhalte rund um Flora und Fauna auf dem Gelände vermitteln. Mit konstruktiven Vorschlägen und geschlossenem starken Auftritt und den Anwohnern im Rücken könnte die Entwicklung des Geländes im positiven Sinne beeinflusst werden und in Harmonie mit Anwohnern, Parkanlage und Kleingärten entwickelt werden.
Politische Konstellation in Berlin bietet gute Voraussetzungen
Was den Kleingärtnern bewusst werden sollte, ist, dass die aktuelle politische Konstellation in Berlin beste Voraussetzungen für den Erhalt unserer Kleingärten bietet
- mit der Rot-rot-grünen Koalition im Berliner Abgeordnetenhaus,
- mit der rot-grün-roten Zählgemeinschaft der Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg-Wilmersdorf, die die Umstellung des Flächennutzungsplan auf grün vorantreibt,
- mit unserem Baustadtrat und Mitglied des Kleingartenbeirats Oliver Schruoffeneger (Grüne),
- und mit dem Konzept aus dem Flyer der Grünen des Kreisverbands Charlottenburg-Wilmersdorf zur Gestaltung des Westkreuzparks mit dem Erhalt aller(!) Parzellen, was von Franziska Eichstädt-Bohlig (ehem. Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grüne im Berliner Abgeordnetenhaus) unterstützt wird und mit Anwesenheit beim Workshop und den Begehungen incl. Verteilung von Flyern untermauert wird.
Bis zur nächsten Abgeordnetenhauswahl bleiben uns noch 3 Jahre, in denen die Weichen auf Park, Grün und Kleingärten gestellt werden können. Ändert sich die politische Situation in Berlin in Richtung Schwarz-Gelb, dann wird meiner Einschätzung nach die Kleingartenanlage ohne Rücksicht und mit sofortiger Wirkung vernichtet und zeitnah mit dem Bau eines gigantischen Wohnblocks begonnen. Wollen wir Kleingärtner das? Wollen wir einen Park verhindern und damit Wohnungsbau vorantreiben?
Ein möglicher Fahrplan
Vernetzung der Kleingärtner
- Austausch von Kontaktdaten und aktuellen Informationen
- Herstellung eines einheitlichen Informationsstands aller Gruppenleiter und Pächter
- Fakten von Gerüchten trennen
- Validierung und Falsifikation von Informationsquellen
- einen geordneten Informationsfluss herstellen
- Moderation von Gruppengesprächen und Redezeit für Informationsträger schaffen
- Multiplikatoren in den einzelnen Gruppen finden, die mit Argumenten überzeugen
- Kompetente Unterstützer akquirieren und deren Fähigkeiten und Kontakte nutzen
- Vernetzungsmöglichkeit und Veröffentlichungen auf WestkreuzPark.de nutzen
Ein Konzept ausarbeiten, hinter dem auch Anwohner und Öffentlichkeit stehen mit z.B.
- Urban Gardening
- Schulgärten
- Bildungsrundweg mit QR-Codes (Flora, Fauna, Historik)
- Parkanlage mit Kleingartenanschluss
- Plätze zum Erholen und Verweilen vorschlagen
Positive Öffentlichkeitsarbeit
- positives Auftreten in (Online-)Medien und auf Sitzungen und Workshops
- Veröffentlichungen zum Thema Westkreuzpark/Kleingärten/Wohnungen
- Leonhardtstraßenfest: Stand/Bude des UBZs mit Früchten und Honig aus unseren Gärten
- negatives Auftreten der Kleingärtner bedingt durch Wut und Verlustängste vermeiden…
Kontakte zu Politik, Verbänden und Presse pflegen
- Gespräche mit Lokalpolitikern führen, Informationen einholen
- Kontakt zum Umwelt- und Naturschutzamt
- Bürgerfragen an die Bezirksverordnetenversammlung einreichen
- BUND und NABU engagieren sich für das Grün auf dem Gelände
- Cay Dobberke vom Tagesspiegel und Thomas Schubert von der Berliner Woche und Im Westen Berlins (Morgenpost) einbinden und informieren
Ergänzungen und Vorschläge bzw. Kritik zur Ausarbeitung dieses Konzeptvorschlags zum Erhalt der Kleingärten sind willkommen!
Henrik Wähnert
CDU Kleingartenkonferenz
vor allen Dingen fordert die CDU im Wahlkampf mehr Stimmen.Warum sonst eine Kleingartenkonferenz drei wochen vor der BT Wahl