Ein Gang über den Olivaer Platz lohnt sich aus zwei Gründen: Zum einen kann man sehen, wie 1961 eine Grünanlage gestaltet wurde, die durch den Ausbau der Lietzenburger Straße nicht nur einen erheblichen Teil ihrer Fläche verlor, sondern eine starkbefahrene Hauptverkehrsstraße dazu„gewann“ und nun mit deren Lärm und Gestank zurechtkommen mußte (außerdem wurde in östlicher Verlängerung ein vormaliges Wohnkarree einbezogen, das nun dem ruhenden Verkehr dienen sollte). Anstelle des nur am Rande begehbaren Schmuckgartens von 1914
entstand ein vielgestaltiger Park auf mehreren Ebenen und mit abgeteilten Bereichen, mit Mauern, Bänken, Hochbeeten, Springbrunnen, Pergolen und einem überwiegend von Bäumen verdeckten Parkplatz.
Andererseits kann man bei dem Rundgang sehen, was passiert, wenn man solch eine Grünfläche jahr(zehnt)elang verkommen läßt: lieblos-billig ausgebesserte holprige Wege, ein 1970 letztmalig sanierter Spielplatz, beschmierte Mauern, schadhafte Bänke und Beeteinfassungen, ein seit Jahren fehlendes Toilettenhäuschen mit den entsprechenden Folgen im Gebüsch uvm.
Abb. 2 und 3 – Verfall am Olivaer Platz 2017
Unzählige Schulen und die neuerdings bekanntgewordenen über 1000 abrißreifen Eisenbahnbrücken und vieles mehr – darunter diese Grünanlage – weisen darauf hin: Dieser Staat und folglich die ihn tragenden Parteien lassen das ihnen anvertraute Volksvermögen geradezu verfallen. Ist es da nicht wunderbar, daß das von SPD und Grünpartei mehrheitlich gebildete Bezirksamt hier am Olivaer Platz nun endlich zupacken will? Warum stellt sich seinen Plänen seit August 2014 die Bürgerinitiative Olivaer Platz entgegen? Und warum gibt es seit Oktober 2014 einen Förderkreis Olivaer Platz, der sich seinerseits der Bürgerinitiative entgegenstellt und die Bezirksamtspläne unterstützt?
Bezirksamt und Förderkreis Olivaer Platz
Der Plan des Bezirksamtes läßt sich am besten darstellen anhand der Ausführungen des Förderkreises Olivaer Platz, der augenscheinlich aus der AG Olivaer Platz der SPD Wilmersdorf-Nord hervorgegangen ist. Demnach soll dort ein „Metropolenplatz“ geschaffen werden, der u.a. „durch seine direkte Anbindung an den Kurfürstendamm und durch eine überregionale Attraktivität den etablierten, aber wirtschaftlich kämpfenden Geschäften und der Gastronomie neue Kunden (Kudamm-Bummler und Touristen) zuführt“ (Unsere Ziele, 1.). Es soll „ein offener, transparenter Platz“ mit „mehr Grün“, „eine sichere und barrierefreie Grünanlage“ entstehen (ebd., Der Förderkreis). Als Vorbild nimmt man sich Parks in den Metropolen New York und Paris, die, den Fotos nach zu schließen, in erster Linie aus einer Rasenfläche mit Bäumen als Umrahmung bestehen. Das ist offenbar auch die Zielvorstellung für den Olivaer Platz, wie das großformatige Bild am Kopf jeder Seite der Website zeigt. Man kann zudem dort links erkennen, daß die Grünanlage auf ihrer Südseite in ganzer Länge mit Platten belegt werden soll, die etwa ein Viertel der Gesamtfläche einnehmen; hinzu kommt eine noch breitere Aufpflasterung am westlichen Ende.
Abb. 4 – Überarbeitete Fassung (2016) des Siegerentwurfes von 2011
(wegen Spielplatzes an einer Hauptverkehrsstraße vom Senat zurückgewiesen)
Um diese „offene, transparente, sichere und barrierefreie“ Grünanlage zu schaffen, wird es nötig sein, die gesamte Anlage einzuebnen, alle Staudenbeete, Mauern, Pergolen, Springbrunnen usw. zu beseitigen und Bäume zu fällen. War erst von 60 der 148 Bäume die Rede, um die gewünschte offene Grünanlage zu erzielen, so beabsichtigt das Bezirksamt nach Protesten jetzt nur noch die Fällung von 11 Bäume, von denen man festgestellt habe, daß sie nicht mehr standsicher seien. Auch in der Frage des Parkplatzes am Ostende gab es in den Plänen eine Änderung, da er nun doch nicht mehr vollständig wegfallen, sondern zur Hälfte erhalten werden soll, und zwar „multifunktional … mit Möglichkeiten zur Sondernutzungen im verträglichen Umfang“ (BVV-Beschluß vom 19.11.2015, DS 1466/4). Die Unterstützer weisen außerdem darauf hin, daß noch in diesem Jahr mit dem Umbau angefangen werden müsse, da man sonst 600.000 EU aus dem Bund-Länder-Städtebauprogramm „Aktive Zentren“ verfallen lasse; insgesamt stünden 2,5 Mio. EU bereit, die aber nicht für eine Sanierung genutzt werden dürften.
Für dieses Vorhaben gab es in einer Online-Petition des Förderkreiseszusammen mit der SPD Wilmersdorf-Nord (4) am 17.9.2017 517 Stimmen.
Bürgerinitiative Olivaer Platz
Eine Online-Petition der Bürgerinitiative Olivaer Platz hatte zum selben Zeitpunkt 4.485 Stimmen, also fast neunmal soviel. Was macht das Anliegen der Bürgerinitiative so viel attraktiver für die Bürger?
Ihr Ziel ist prinzipiell die Erhaltung der Gartenanlage von 1961 einschließlich des Parkplatzes. Sie fordert die Sanierung der Wege und der Beetumrandungen, barrierefreie Übergänge zwischen den Ebenen der Anlage, die Säuberung von Mauern und Grünflächen, neue Bänke und Papierkörbe, einen attraktiven Spielplatz, die Wiedererrichtung des vor Jahren beseitigten Toilettenhäuschens, den Erhalt des Parkplatzes, damit nicht „die Parkplatzsuchenden in die Wohnstraßen gezwungen werden und so für mehr Lärm und Schmutz sorgen“, den Erhalt aller Bäume und sonstigen Anpflanzungen und überhaupt, daß die sanierte Anlage zukünftig ordnungsgemäß gepflegt wird. Die Bürgerinitiative geht davon aus, daß diese sanfte Sanierung etwa 800.000 Eu kosten könnte und somit wesentlich preisgünstiger für die Steuerzahler wäre als der vom Bezirksamt geplante und vom Förderkreis unterstützte Umbau. (siehe PDF-Datei „Unsere Vorschläge …“)

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