Imkern am Westkreuz
Gastbeitrag: Bernhard Breuer
Stirbt die Biene, stirbt der Mensch!
soll Albert Einstein einmal gesagt haben. Gemeint hat er damit die wenig beachtete Leistung der Bienen für die Bestäubung der Nutzpflanzen.
Seit Jahrtausenden bieten die blühenden Pflanzen den Insekten Nektar als Nahrung an und erwarten dafür den Transport von Pollen auf die Naben anderer Blüten der gleichen Art. Bienen sind „blütenstet“, das heißt, sie fliegen gern dieselben Blüten einer gerade blühenden Art an. Sie sind deshalb für die Bestäubung besonders geeignet. Andere Insekten erledigen die Arbeit per Zufall nebenher, aber nicht so effektiv.
Es stimmt also, was dem Einstein zugeschrieben wird: Der Ertrag unserer Nutzpflanzen nimmt rapide ab, wenn es keine Bienen gibt. An die Bestäubung all der vielen Wildkräuter wird er aber wohl nicht gedacht haben. Das Artensterben dieser Pflanzen wird bisher für unsere biologische Vielfalt kaum beachtet.
Das Frühjahr war in diesem Jahr sehr kalt. Die Bienen konnten deshalb erst sehr spät ausfliegen. An unseren Obstbäumen kann man sehen, was passieren kann . . . aber dann Jahr für Jahr . . .
Nun zum eigentlichen Imkern auf dem Kleingartengelände der Eisenbahnlandwirtschaft am Bahnhof Westkreuz in Berlin
Mein Vorgänger auf dem Bienenstand meinte, daß es wohl keinen besseren Standort für Bienen in Berlin gäbe. Dies läge zunächst an den Kleingärten, der Nähe zum Lietzenseepark, den vielen Alleebäumen in den Straßen und nicht zuletzt an den Wildpflanzen auf den Brachen der Eisenbahn. Als Imker könnte man also froh und glücklich sein – wenn die ewige Schlepperei nicht wäre. Das Gelände ist für Autos nicht zugänglich. Auch der Transport mit dem Fahrrad gestaltet sich schwierig, da die Brücke gesperrt ist und für mich immer zwei Treppen überwunden werden müssen. Aber vielleicht ist diese Verkehrslage gerade günstig für die Bienen?
Wir alle wissen, daß die moderne Landwirtschaft mit dem Einsatz von Pestiziden, Fungiziden und Herbiziden und der Schaffung riesiger Flächen praktisch für ausgeräumte Landschaften gesorgt hat. Fuchs und Hase zieht es deshalb in die Stadt. Das gleiche gilt aber auch für viele Wildpflanzen und deshalb kann man das Gelände um den Bahnhof Westkreuz bereits jetzt als Biotop betrachten. Und aus diesem Grund ist es für die biologische Vielfalt vor unserer Haustür besonders erhaltenswert.
Unsere Kinder und Enkel werden später einmal dafür Sorge tragen müssen, daß Biotope – wie das Westkreuz – mit anderen Biotopen verbunden werden müssen, damit der Genpol unserer Umwelt überhaupt erhalten werden kann.
Es sei denn:
Unsere Politiker geben es auf, Breschen in dieses Gebiet schlagen zu wollen und kümmern sich endlich einmal darum, daß wir zu einer kleinteiligen, ökologischen Landwirtschaft kommen, in der alle Pflanzen und Tiere eine Chance zum Überleben haben. Auch solche, die wir als Unkraut oder Schädling betrachten.
Frage:
Haben Sie schon einmal eine Feldlerche am Himmel stehen sehen? Oder eine auffliegende Gruppe Rebhühner?
Bernhard Breuer
Imker im »WestkreuzPark!«
Wir trauern um unseren Imker Benhard Breuer. Mehr…
Da bedanke ich mch bei dem Kleingartenfreund, dem Imker – dessen Honig ich bereits geniessen durfte – mit einem Radiofeature.