Babylon Berlin: Bahnhöfe sind die Kathedralen einer neuen Zeit
Das Beispiel: Stadtbahn

In den Zwanzigerjahren kommt in Berlin ein ganz neues Verkehrsmittel auf die Gleise, wie es in der Art noch keine andere Großstadt der Welt vorweisen konnte: Die Stadtschnellbahn oder S-Bahn, wie es ab 1930 kurz heißt, tritt ihren Siegeszug an.
Statt der alten, von Dampflokomotiven gezogenen Zügen übernehmen moderne schnelle Elektrotriebwagen die Aufgabe, die Berliner und die Umland-Bewohner in großer Zahl zu befördern. Die erste Strecke mit einer 750-Volt-Gleichstromschiene wird im August 1924 zwischen dem Stettiner Vorortbahnhof und der Niederbarnimer Kleinstadt Bernau im Norden Berlins in Betrieb genommen.

Stadtschnellbahn tritt Siegeszug an

In der dann folgenden „Großen Elektrisierung“ wird bis 1933 fast das gesamte Netz der Ring- und Vorortbahnen auf das neue System umgestellt. Eine gigantische Aufgabe, die mit einem Tempo gelöst wird, wie es heute nicht mehr vorstellbar ist. Allein 1928 werden in Berlin 115 Kilometer Gleise elektrifiziert. Von 1928 bis 1932 werden zudem rund 1200 neue Trieb-, Steuer- und Beiwagen, die berühmten „Stadtbahner“, gebaut und in Betrieb genommen.

Die Züge bieten Platz für bis zu 1000 Fahrgäste,sie sind bis zu 120 Kilometer pro Stunde schnell und fahren etwa zur Weltausstellung 1930 im Abstand von nur eineinhalb Minuten zum Ausstellungsgelände am Westkreuz. Die S-Bahn gibt damit den neuen Lebenstakt für Berlin vor, alles geht rasend schnell, trotzdem pünktlich und zuverlässig. In wenigen Minuten können ganze Stadien mit Besuchern gefüllt werden. Ein Mythos, von dem die Berliner S-Bahn bis heute lebt.

September 27, 2018

Schlagwörter: Deutsche Bahn, Stadtbahn, Stadtentwicklung, Westkreuz

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